Modern Mart

Wissenschaftliche Bibliotheken in Informationsmärkten
Gestaltungsspielräume und Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung
Zeitraum | 01. Februar 2002 - 31. Januar 2004 | |
Förderung | Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)![]() V3D2: Verteilte Vermittlung und Verarbeitung Digitaler Dokumente (DFG-SPP 1041) ![]() |
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Projektteam | Alle teilnehmenden Projektpartner gehören der
Universität Karlsruhe (TH)![]() |
Die wissenschaftliche Literaturversorgung durchläuft derzeit einen Wandel, der durch den Erfolg des Internets, durch neue Informations- und Kommunikationsstrukturen und durch das Aufkommen digitaler Dokumente verursacht wurde. Dies gilt auch für Universitätsbibliotheken, die eine neue Rolle in den sich entwickelnden weltweiten Informationsmärkten finden müssen.
Im Zuge des interdisziplinären Projektes Wissenschaftliche Bibliotheken in Informationsmärkten, das auch unter dem Akronym
Modern Mart(Modeling, Experiments, and Simulation with/in Information Markets) geführt wird, wurde die zukünftige Rolle von Universitätsbibliotheken in digitalen Informationsmärkten untersucht. Ziel dabei war es, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von wissenschaftlichen Bibliotheken zu erreichen. Dieses Ziel konnte durch die Entwicklung neuer innovativer Informationsdienste und deren Integration in bereits bestehenden Bibliotheksinformationsdienste sowie der Geschäftsprozeßoptimierung von Universitätsbibliotheken und der damit verbundenen Senkung von Transaktionskosten aller Beteiligten erreicht werden.
Ausgehend von einem Marktmodell und einer Wertschöpfungskette wurden die Positionierung und die Handlungsalternativen der Universitätsbibliotheken in ihrem wirtschaftlichen und rechtlichen Umfeld beleuchtet. Für diesen Markt wurde eine agentenbasierte Plattform entwickelt, um einen einheitlichen kundenorientierten Zugriff auf verschiedene Anbieter und eine Basis für die Integration von Diensten zu schaffen. Als Beispiel für einen neuen innovativen Dienst wurde ein Recommenderdienst eingerichtet und in die Bibliothekssysteme der
Universitätsbibliothek Karlsruheund der
Badischen Landesbibliothek
integriert. Die Empfehlungen werden aus dem Nutzerverhalten mit Hilfe von Ehrenbergs Repeat-Buying Theorie aus einer Gesamtmenge von 15 Millionen Dokumenten errechnet, die damit Basis des nun weltweit größten externen Recommenderdienstes seiner Art darstellt. Als Voraussetzung für kostenpflichtige Dienste wurden verschiedene Zahlungsmethoden für ihre Verwendbarkeit in Bibliothekssystemen untersucht. Die entstandenen Marktstrategien und technischen Realisierungen wurden in Simulationsexperimenten evaluiert. Schließlich wurde in einem campusweiten Feldversuch der kostenpflichtiger Aufsatzlieferdienst für Studenten LEA (Lokales Elektronisches Aufsatzliefersystem) an der Universitätsbibliothek eingeführt und seine Akzeptanz und die Elastizität der Nachfrage untersucht.
Neben der Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse stand auch deren praktische Realisierung im Mittelpunkt dieses Projekts. Insbesondere gilt das für den innerhalb des Projektes entwickelten Recommenderdienst und den Aufsatzlieferdienst für Studenten, die beide in den Regelbetrieb überführt wurden und damit auch nach Projektende als Bestandteile des Dienstleistungsangebots der Universitätsbibliothek verbleiben. Darüber hinaus ist eine übernahme des Recommenderdienstes durch andere Bibliotheken bereits vorgesehen. Die gewonnenen Forschungsergebnisse geben neue Impulse für die Umgestaltung der Universitätsbibliotheken hin zu Dienstleistungszentren der wissenschaftlichen Informationsversorgung. Zusätzlich liefern die entwickelten technischen Realisierungen wertvolle Beiträge für die in Zukunft notwendigen Infrastrukturen.